Die EU will, dass die Europäer Sprachen lernen, und fördert zahlreiche Initiativen zum Sprachenlernen – leider so viele, dass man den Überblick leicht verlieren kann. Was sollte man auf jeden Fall wissen?
So unüberschaubar wie die EU selbst sind die Fördermöglichkeiten für die berufliche Bildung. Ich habe versucht, mir einen Überblick zu verschaffen, und bin dabei auf eine Reihe von Akronymen, Namensgebern, Leitfaden, Berichten und Projekten gestoßen. In diesem Artikel erläutere ich einige der Schlüsselbegriffe, die für die Erwachsenenbildung von Interesse sein könnten.
PLL
PLL steht für das „Programm für Lebenslanges Lernen“ der Europäischen Union. Zwischen 2007 und 2019 wird das Programm mit einem Gesamtbudget von fast 14 Milliarden Euro europäische Bildungskooperationen mitfördern. Mit seinen vier Einzelprogrammen deckt das Programm alle Bildungsbereiche und Altersgruppen ab.
Leonardo da Vinci
LEONARDO DA VINCI ist nicht nur der Name des italienischen Künstlergenies, sondern auch das Programm der Europäischen Union für die berufliche Bildung. Das grundlegende Ziel des Programms ist die Förderung der beruflichen Mobilität durch z.B. bezahlte bzw. kostenlose berufliche Praktiken und Weiterbildungsmaßnahmen im europäischen Ausland. Die Projekte werden von Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung (z.B. Unternehmen, Kammern, berufsbildende Schulen) organisiert. Zuständig für das Leonardo da Vinci-Programm in Deutschland ist das BiBB (Bundesinstitut für Berufsbildung).
Pool-Projekte
Mobilitätsprojekte wie z.B. Auslandspraktika werden normalerweise durch Betriebe und Berufsschulen für die eigenen Einrichtungen organisiert. Bei Pool-Projekten geht man anders vor: Die Organisatoren der Projekte verfügen über einen Pool von Stipendien, die sie an Interessierte aus ganz Deutschland vergeben, z.B. für die Förderung der Auslandsaufenthalte von Einzelpersonen, die sich in beruflicher Erstausbildung befinden oder eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Mehr Information über Pool-Projekte.
Grundtvig
Grundtvig ist das Programm für die allgemeine Erwachsenenbildung. Grundtvig richtet sich an Weiterbildungsinstitute und Einzelpersonen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind (z.B. Lehrer). Die Ziele sind die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der europäischen Erwachsenenbildung und die Unterstützung von Erwachsenen bei der Erweiterung ihres Wissen und ihrer Kompetenzen durch die Teilnahme an individuellen Fortbildungen im europäischen Ausland. Mehr Informationen erhalten Sie hier: Bildungsinstitut für Berufsbildung
SVP
Senior Volunteering Projects (Freiwilligenprojekte 50 +) sind Kooperationen von Einrichtungen, die Projekte zur Freiwilligenarbeit initiieren oder ausbauen möchten. Freiwillig oder ehrenamtlich aktive Menschen ab 50 Jahren bekommen die Möglichkeit, sich bei einer Partnereinrichtung im europäischen Ausland zu engagieren.
Europäische Sprachenportfolio
Unter einem „Portfolio“ versteht man normalerweise eine Sammelmappe, in der man seine Werke sammelt (wie z.B. die Werke eines Künstlers). Mit dem ESP machen die Lernenden ihre Lernerfolge sichtbar. Es enthält gelungene Arbeiten, Zeugnisse und Prüfungsbescheinigungen zur Information und Dokumentation. Es dient auch dazu, seinen eigenen Lernweg zu beschreiben, darüber nachzudenken, ihn bewusst zu planen und seine Lernstrategien zu verbessern. Mehr Informationen: Sprachenportfolio Deutschland
CEFR/GeRS
Das Herzstück des Sprachenportfolios (und auch der Rahmen, an dem ich meine Trainings orientiere) ist der Common European Frame of Reference for Languages – der Gemeinsame Referenzrahmen für Sprachen. Der GeRS „..legt eine für Sprachenlernende und -lehrende umfangreiche Empfehlung vor, die den Spracherwerb, die Sprachanwendung und die Sprachkompetenz von Lernenden transparent und vergleichbar macht“ (Quelle: Wikipedia). Das heißt, wer Englischkenntnisse auf Stufe A2 hat, kann sich genauso gut ausdrücken wie jemanden, der Französischkenntnisse auf Stufe A2 hat (und das Gleiche gilt für Deutsch, Italienisch, usw.). Kursbücher auf dem A2-Niveau beinhalten die gleichen Strukturen und den gleichen Wortschatz, sogar wenn sie von unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht werden. Auch Prüfungen erlangen eine direkte Vergleichbarkeit – eine Prüfung zum Niveau A2 hat den gleichen Wert, egal ob sie bei Institut X oder bei Institut Y absolviert wird. Mehr darüber bei Wikipedia.
EUROPASS
Der EUROPASS ist ein kostenloser Service der Europäischen Kommission. Mit seiner Hilfe können alle im In- und Ausland erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen europaweit verständlich dokumentiert werden.
Bildungsprämie
Das Bundesministerium für Bildung bietet eine sogenannte Bildungsprämie für Selbständige und Angestellte, die mindestens 15 Stunden in der Woche erwerbstätig sind und deren jährlich zu versteuerndes Einkommen maximal 20.000 Euro beträgt. Information über die Bildungsprämie erhält man bei Beratungsstellen. Hartz IV-Empfängern steht der Bildungs-Gutschein zur Verfügung (Infos bei der Arbeitsagentur). Und für ungelernte Beschäftigte und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen stellt die Arbeitsagentur Fördermittel durch das unaussprechliche WeGebAU-Programm bereit.
CLIL
CLIL steht für Content and Language Integrated Learning und bedeutet die Verschmelzung von Sprachenlernen und Unterrichten von Fachbereichen. Statt Sprachen und Fachbereiche getrennt voneinander zu lernen, lernt man das Fach durch die Sprache. Beispiele: Man lernt Mathe durch Deutsch; man lernt Musik durch Italienisch; man vereint Sportunterricht und Spanisch; Geschichte und Französisch. Obwohl CLIL hauptsächlich im Schulunterricht eingesetzt wird, hat das Konzept auch Erwachsenen viel anzubieten. Meine Lernevents sind so konzipiert, dass sie zwei Aktivitäten miteinander kombinieren: Man profitiert gleich zwei Mal! Wenn Sie gerne kochen, warum nicht Kochen und Englischlernen durch die Koch-Kunst von Jamie Oliver verbinden? Mehr Informationen über CLIL erhalten Sie auf der Webseite des Goethe-Instituts.
Fazit
Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben gehabt: Ich habe die Möglichkeit gehabt, in verschiedenen europäischen Ländern leben zu dürfen, und dabei die Sprachen und die Kulturlandschaft dieser Länder kennengelernt. Ich bin sehr dankbar dafür und ich unterstütze die Bestrebung der EU, diese Erfahrungen allen Europäern verfügbar zu machen.