Der europäischer Tag der Sprachen hat für Weltkulturerbestadt Regensburg eine besondere Bedeutung. Ich fragte einige Regensburger, wie sie zum Thema Sprachen stehen.
„Ohne Sprachkenntnisse kann ich nichts verkaufen“, sagt Leo Kosters, Besitzer der Regensburger Tändlerei. Der gebürtige Niederländer spricht Englisch und ein bisschen Französisch. „Vierzig Prozent meiner Kunden können kein Deutsch. Wenn sie Fragen haben, muss ich sie beantworten. Ich lerne auch dadurch so viele neue Leute kennen“.
Marion Rabenbauer fing vor 8 Jahren aus beruflichen Gründen wieder an, ihre Englischkenntnisse aufzufrischen. „Ich hatte damals Angst vorm Reden, habe mich gar nicht getraut, Englisch zu sprechen“. Die Sekretärin und Mutter eines Sohnes benutzt ihre Sprachkenntnisse inzwischen auch in ihrer Freizeit. Als Stadtführerin bietet sie auch Führungen auf Englisch an. „Es ist schon ein schönes Gefühl, Menschen für meine Stadt begeistern zu können“.
Das sich so viele Menschen für die Stadt Regensburg begeistern, ist vor allem an Wochenenden in der Hochsommer-Saison bei der Tourist-Information bemerkbar. Theresa Appoltshauser von der Regensburger Tourist-Information weiß von der Wichtigkeit der Sprachen im Alltag. „Im Sommer spricht fast jeder vierte Besucher bei uns eine andere Sprache als Deutsch. Wir haben Mitarbeiter, die unterschiedliche europäische Sprachen können, von Spanisch bis hin zu Litauisch“.
Regensburg ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie vorteilhaft und sogar notwendig es ist, Fremdsprachen zu lernen. Seit 2001 feiert Europa einmal jährlich den europäischen Tag der Sprachen. Überall in Europa werden am 26. September Veranstaltungen organisiert, um die Menschen dafür zu interessieren, eine Fremdsprache zu lernen. Vor allem die Deutschen reizt das Erlernen von Fremdsprachen. 45% der Deutschen haben Fremdsprachenkenntnisse. Das Ziel des europäischen Tags der Sprachen ist es, das Lernen von Fremdsprachen zu fördern, um damit die verschiedenen Nationalitäten der EU einander näher zu bringen. Trotzdem kennt kaum einer diesen Tag – auch keiner der von mir Befragten.
Der Friseur Alexander Meir hat es ausländischen Freunden zu verdanken, dass er Englisch lernt. Als er vor 9 Jahren Freunde aus Skandinavien kennengelernt hat, konnte er sich kaum ausdrücken. „Ich wollte diesen Leuten mehr über mich und mein Land erzählen“. Mittlerweile telefoniert er mit seinen Freunden mehrmals im Monat und besucht sie regelmäßig. Das Erlernen von Englisch hat auch wirtschaftliche Vorteile für ihn gehabt. „Es hat sich herumgesprochen, dass ich Englisch kann und jetzt bekomme ich englischsprachige Kunden, vor allem aus Hohenfels“. Sein Tipp für’s Lernen: „Denk nicht daran, habe keine Angst, sprich einfach“.
Die meisten Sprachlerner haben jedoch Angst davor, Fehler zu machen. Mir ging es früher genauso. Ich kam vor 13 Jahren ohne Deutschkenntnisse aus Wales nach Regensburg, und ich habe mir selbst die Sprache beigebracht. Sprachen sind Werkzeuge, nicht Schulfächer. Wer kommunizieren will, der findet einen Weg.
Firmenmitarbeiterin Barbara Knarr aus Hainsacker hat eine innovative Art und Weise entdeckt, Sprachen zu üben. „Mein Freund und ich sind begeisterte Radfahrer. Wenn wir unsere Fahrräder reparieren, sprechen wir Englisch miteinander. Dabei verfestigen wir die speziellen Wörter für Fahrradteile“. Barbara lernt nebenbei Italienisch. „Ich male mir die Wörter auf und klebe sie überall in der Wohnung auf, sogar im Klo“.
Barbara und ihr Freund haben für das Problem „Zeit“ innovative Lösungen gefunden. Laut einer Studie der EU aus dem Jahr 2010 wurde „keine Zeit“ als einer der wichtigsten Gründe für das Nicht-Erlernen einer Fremdsprache angegeben. Viele Berufstätige, die eine Fremdsprache lernen wollen, müssen oft wählen zwischen Wortschatzpauken und mit den Kindern spielen. Umso wichtiger ist es, dass jeder seine eigene Methode entwickelt, die Fremdsprache zu erlernen. Es gibt nicht die eine richtige Methode, die für jedermann funktioniert. Wichtig dabei sind Motivation und der richtige “Lernmix”. Wer auf seine Art und Weise lernt, lernt erfolgreicher.