Viele Menschen sind der Meinung, dass sie die einzigen sind, die eine Sprache nicht lernen können. Verschiedene Untersuchungen gingen der Frage nach, was viele Sprachlerner von ihren eigenen Fähigkeiten halten und wie dieses Glauben den Lernerfolg beeinflusst.
„Egal ob du glaubst, dass du es kannst oder glaubst, dass du es nicht kannst, du behälst auf jeden Fall Recht“. Dieses Zitat von Henry Ford soll uns ermahnen, wie wichtig es ist, eine positive Einstellung zum Leben und zu sich selbst zu haben. Als Erwachsenen haben wir unsere Erfahrungen im Leben gemacht und haben bestimmte Einstellungen zu Situationen.
In diesem Artikel stelle ich die Glaubenssätze über Sprachenlernen und schreibe einige Kommentare dazu. Ich lade Sie ein, über Ihr eigenes Verhalten nachzudenken.
1. „Es ist wichtig, Englisch mit ausgezeichneter Aussprache zu sprechen“
In der Studie stimmten 88,4 % der Teilnehmer diesem Satz zu. Ist es tatsächlich so wichtig? Ja und nein. Wenn die Aussprache nicht klar und deutlich ist und dazu führt, dass Ihr Gegenüber Sie nicht versteht, dann muss man seine Aussprache verbessern. Einige Menschen verwechseln Aussprache mit Akzent und wollen nicht „deutsch“ klingen. Es ist weder notwendig noch leicht, dieses Ziel zu erreichen. Oft sagt man, dass jemand „akzentfrei“ spricht. Das ist schlichtweg unmöglich. Was damit gemeint wird, ist dass der Sprecher nicht zu „deutsch“ klingt.
2. „Man sollte nichts in Englisch sagen, bis man es richtig sagen kann“
O je, wo kämen wir denn hin..? Hinter dieser Aussage (die von 60,4 % der Teilnehmer mit „ich stimme zu“ beantwortet wurde) versteckt sich vermutlich eine gewisse Form von Selbstschutz. Man will sich nicht blamieren. Jeder weiss, dass ohne Übung geht gar nichts. Tja, wenn das so ist, dann sollte man das Autofahren nicht üben bevor man perfekt fahren kann….
3.“Wenn Sie zu viele Fehler am Anfang machen, wird es später schwieriger sein, sie los zu werden“
60,5 % der Teilnehmer stimmten dieser Aussage zu. Natürlich, wenn Sie Fehler wiederholen und nie korrigiert werden, dann werden Sie beim Sprechen immer wieder die gleichen Fehler machen. Wenn es Ihnen später bewusst wird, dass Sie Fehler gemacht haben (z.B. wenn Sie von jemandem korrigiert werden oder Sie kommen selber auf die Idee, dass das was Sie gesagt haben, fehlerhaft ist), dann können Sie sich selbst korrigieren. Es gibt einige Störfaktoren, die dazu führen, dass bestimmte Fehler hartnäckiger sind als andere: Das sogenannte L2-Interferenz. L2 steht „language 2“, d.h. die „Zweite Sprache“ und bedeutet, dass bestimmte typische Ausdrucksweise in der Muttersprache (L1) das Lernen beeinflussen. Beispiel „I become a Pizza“ zu sagen statt „I would like a pizza“. Gemeint hier ist „Ich bekomme eine Pizza“. Die Ähnlichkeit zwischen „become“ and „bekommen“ führt zu diesem Fehler (Sogenannte Falscher Freund).
4. „Manche Menschen lernen Sprachen leichter als andere“
Fast 80 % der Teilnehmer stimmten dieser Aussage zu. Ist was dran? Ja, da ist was dran. Neurowissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass manche Menschen in der Lage sind, Fremdsprachen bis zum Niveaus eines Muttersprachlers zu erlernen. Aber solche Menschen meistern ihre Muttersprache besser als andere Menschen aus ihrem Land. Genauso wie es Menschen gibt, die schneller laufen können oder eine bessere Gesang-Stimme haben, gibt es Menschen, denen das Lernen leichter fällt. Das heisst längst nicht, dass andere Menschen nicht laufen, singen und lernen können.
5. Es ist besser, Englisch in einem englischsprachigen Land zu lernen
86 % der Teilnehmer waren genau dieser Meinung. Stimmt es? Natürlich ist es hilfreicher. Allerdings kenne ich einige Menschen, die ein sehr hohes Niveau in der englischen Sprache erreicht haben ohne dass sie jemals in einem englischsprachigen Land gelebt haben. Wenn Sie eine Sprachschule in England im Urlaub besuchen, weil Sie denken, dass Sie dort besser lernen können, kann es sein, dass Sie gewaltig enttäuscht werden. Entscheidend ist eher die Qualität des Angebots (d.h. die Schule, die Sie besuchen) und Ihre eigene Einstellung dazu.