Lernen durch sehen: wenn Lesen nichts bringt – Eine Legasthenikerin will Englisch lernen

Jenny (Name geändert) ist eine 30jährige Kundin. Sie will Englisch lernen, kann Sätze formulieren (mit „Fehlern“), aber wegen ihrer Legasthenie findet sie das Lesen und Schreiben von Englisch unheimlich schwierig. Sie war am Anfang fest davon überzeugt, dass sie nie Englisch lernen wird, weil sie nur schlecht lesen kann.
Lernart
Die erste Aufgabe war es, herauszufinden, welche Sinne sie beim Lernen bevorzugt einsetzt. Sie arbeitet sehr auf der visuellen Ebene und besorgt sich Informationen hauptsächlich durch Sehen und Hören. Sie schaut gerne fern und genießt Sendungen wie die Simpsons, Galileo oder Abenteuer Wissen. Sie liest selten Bücher, sondern ist eine leidenschaftliche Abnehmerin von Hörbüchern.
Kontakt
Es ging darum, einen „Kontakt“ mit der Sprache zu bekommen, der zu ihrem Lerntyp und zu ihrem Geschmack passt. Wir fanden Sendungen im Internet wie „Brainiac“ und „Open University“ (verfügbar über iTunes U). Darüber hinaus fand sie einige Webseiten, wo man Fernsehsendungen, Videos und Filme kostenlos herunterladen kann.
Mittlerweile hört sie auch gerne englischsprachiges Radio und ist ein Fan von BBC Radio 1 und BBC Radio 4 geworden. Sie versteht allmählich mehr davon, was sie hört. Am wichtigsten ist es, dass sie das Sehen und Hören von Englisch genießt.
Fortschritte
Wir sind erst am Anfang aber ihre Einstellung dem Lernen gegenüber hat sich bereits geändert. Bevor wir das Thema Sprechen wirklich in den Griff bekommen, braucht sie eine gewisse Zeit, um ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass sie es schaffen wird.
Was Sie von Jenny lernen können
Es ist nicht immer leicht, eine Sprache zu lernen. Für Jenny ist es mit mehr Schwierigkeiten verbunden als für „normale“ Lerner. Da Lesen keine Lernoption für sie darstellt, ist sie ‚gezwungen‘, andere Wege zu gehen, um das Lernen durch Sehen und Hören weiterzuentwickeln und nach Materialien zu suchen (und zu finden!), die zu ihrem Typ passen. Wenn sie das schafft, dann können Sie es auch!
Berühmte Legastheniker
Ist die Legasthenie wirklich eine Behinderung? Viele Berümtheiten, darunter Nobelpreisgewinner, waren bzw. sind Legastheniker. Albert Einstein, Michael Faraday, John F Kennedy, Keanu Reeves, John Lennon, Pablo Picasso, Tom Cruise, Agatha Christie, Steven Spielberg, Alfred Hitchcock, Henry Winkler („The Fonz“), Ernest Hemingway, Walt Disney, Johannes Gutenberg und Henry Ford gehören bzw gehörten auch dazu.