Eine Geschichte über Motivation und Hunde

Vor einigen Wochen kam ein älterer Herr (schätzungsweise 60 Jahre alt) auf mich zu und fragte mich, was mit meinem Hund los sei (meine Hündin, Biggi, hat nur drei Beine, weil sie von einem Autofahrer in der Türkei – wo sie herkommt – angefahren wurde). Ich merkte sofort, dass er kein Deutsche war, vermutete er wäre Holländer.
Wir plauderten über Hunde und dann, als er weggehen wollte, fragte ich ihn, wo er herkomme.
„Raten Sie mal..“, erwidertete er.
„Keine Ahnung, entweder Holland oder Amerika?“
„Aus Amerika“, sagte er.
„I come from the UK“, erklärte ich.
„Und gefällt es Ihnen in Deutschland zu leben?“, fragte er mich auf Deutsch.
„You can speak to me in English, you know. I come from Britain“.
„Das weiß ich, aber ich will Deutsch sprechen“.
Und so redeten wir auf Deutsch weiter. Ich fand heraus, dass er mindestens vier Mal im Jahr zwei Wochen nach Regensburg kommt und hier eine Sprachschule besucht (selbst bezahlt und teuer!), bei einer Gastfamilie wohnt und jede Gelegenheit nützt, Deutsch zu sprechen. Dies beweist eine hohe Motivation – vor allem weil es zwischen Muttersprachlern viel leichter und viel natürlicher fällt, die eigene Muttersprache zu sprechen. Er wollte jedoch keine Sekunde mit seiner Muttersprache vergeuden – und zu Recht.
Übrigens: ich habe Hunde dafür zu verdanken, dass ich ganz früh „gezwungen“ wurde, Deutsch zu sprechen. Wenn man mit einem Hund unterwegs ist, wird man ständig angesprochen. Es hilft anfangs, so zu tun, als ob man die Leute tatsächlich versteht (Lächeln heisst, sie mögen Hunde). Wenn man „Mandl“, Mädl“, „schee“ und „brav“ versteht, hat man genug Bayerisch, um die meisten Situationen zu meistern… Man muss nur brav weiterlächeln!